4. SONNTAG in der Osterzeit

 

EVANGELIUM: Joh. 10, 1-10

 

Im Johannesevangelium stellt sich Jesus uns vor: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« »Ich bin das Brot des Lebens.« »Ich bin das Licht der Welt.« »Ich bin die Auferstehung und das Leben.« »Ich bin der Gute Hirt.« „Ich bin die Tür.“ »Ich bin der Weinstock.« Mit Hilfe dieser Bilder, will er uns sagen, wer er für uns sein will, welche Bedeutung seine Person für uns haben kann, was er uns verspricht, wenn wir uns auf ihn einlassen.

 

Jesus ist wie ein Hirt. Zur Zeit Jesu lebten die meisten Menschen von Schafen, die für sie sehr kostbar und wertvoll waren. Deswegen setzt sich der Hirt für seine Schafe voll ein, damit es ihnen gut geht. Er hat auch eine Beziehung zu seinen Schafen: Sie kennen ihn, hören auf seine Stimme, haben Vertrauen zu ihm. Deswegen hören sie nicht auf die Stimme eines Fremden. Sie folgen nur ihm. Anders gesagt: Jesus ist eine Führungspersönlichkeit, die uns zu einem Leben in Verbundenheit mit Gott und miteinander befähigen will.

 

Mit dem Bild von der Tür will Jesus noch einiges hinzufügen. Eine Tür verschafft einen Zugang, macht es möglich, einen neuen Lebensraum zu betreten. Jesus verwendet dieses Bild auf zweifache Weise.

Er sagt: „Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Hier spricht er alle an, die Menschen für den Glauben gewinnen wollen: Priester, Seelsorger, Katecheten, aber auch Eltern, die die ersten Seelsorger ihrer eigenen Kinder sind. Wer heute Menschen von Gott erzählt, wer in einem allgemeinen oder besonderen Auftrag der Verkündigung steht, als Eltern, Katechet oder Prediger, wer sich in besonderer Weise für Menschen verantwortlich fühlt, kann dies nur durch Jesus tun. Man darf das nicht für sich selbst tun, für die eigene Ehre, als Selbstbestätigung, um Macht und Autorität auszuüben. Man soll es auf die Art von Jesus tun, vorbehaltlos auf Menschen zugehen, sie als Kinder Gottes annehmen, sie einladen und nicht mit irgendwelchen Tricks für sich gewinnen wollen. Die Art von Jesus soll der Zugang, die Tür, zu den Menschen sein.

Andererseits fügt Jesus noch hinzu: „Ich bin die Tür zum Leben, zum Leben in Fülle. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden, wird Lebenserfüllung finden.“

 

Hiermit spricht Jesus unser tiefstes Wesen an. Jeder Mensch wird von einer tiefen Sehnsucht nach Leben getrieben. Er spürt in sich eine Unvollkommenheit, eine innere Leere, die gefüllt werden will. Er strebt nach Erfüllung.

Aber womit versucht er, diesen Lebensdurst, dieses Verlangen nach Glück und Erfüllung zu stillen? Oft stopfen Menschen sich selbst voll mit Dingen, die ihren Lebenshunger nicht oder nur vorübergehend stillen können. Jesus sagt: Ich bin die Tür zum wahren Leben. Er ist der Weg, der zu Lebenserfüllung führt. „Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben.“ Leben in Fülle: Ein volles, frohes und gutes Leben ohne innere Leere, mit tiefem inneren Frieden. Jesus ist überzeugt: Das ist nur möglich durch ein Leben mit Gott. Ein Leben ohne Gott ist kein wahres Leben. Es ist nur Schein, vorläufig, ohne letzte Erfüllung. „Ich bin die Tür zum Leben.“ Jesus schlägt die Brücke zwischen Gott und uns. Durch ihn finden wir eine Verbundenheit mit Gott, dem Vater.

 

Das ist die Situation, in der wir uns befinden. Jesus ist die Tür: Trauen wir uns, da hindurchzugehen? Lassen wir uns wirklich voll auf ihn ein? Erleben wir hier in der heiligen Messe unsere Verbundenheit mit ihm? Gelingt es uns, aus dieser Verbundenheit die Kraft zu schöpfen, mit der wir die kommenden Wochen und Monate, unser ganzes Leben bestehen wollen? Er ist die Tür. »Wer da hindurchgeht, wird gerettet werden.« Sein Lebensdurst wird gestillt werden. Er wird Erfüllung finden.

 

Das will Jesus uns immer wieder aufs Neue sagen. Glauben wir ihm das? Nehmen wir ihm das ab? Sind wir zutiefst in unserem Wesen Christen, Freunde von Jesus Christus, die das von ihm erwarten?

 

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